Das Ende des zweiten Weltkrieges liegt nun gerade einmal 72 Jahre zurück. Zeitzeugen sterben gegenwärtig, wenn noch vorhanden, wie Fliegen, und mit ihnen unsere kollektive Erinnerung an eine der schlimmsten Erfahrungen der Menschheit.
Anders ist es nicht erklärbar, dass Herbert Kickl jüngst zum Innenminister der Republik ernannt wurde, jener Mann, bei dem mir seit jeher ein Schauer über den Rücken läuft, weil er ohne Zweifel den schärfsten Verstand innerhalb der deutschnationalen Parteiorganisation besitzt.
Kickl ist kein ungebildeter und frustrierter Glatzkopf, der auf Ausländer einschlägt. Nein, Kickl ist ein hochgebildeter und frustrierter Anzugträger, der Ausländer und Andersdenker strategisch exterminieren möchte.
Noch vor wenigen Monaten habe ich Sebastian Kurz mit Kurt Schuschnig verglichen und in keiner Weise vorhergesehen, dass das christlich-soziale Wunderkind einen derartigen Fehltritt gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Kanzler des Rumpfvielvölkerstaates tätigen würde. Ich wurde damals von meiner Cousine auf facebook des Neides bezichtigt. In inversen Rollen hat Kickls Cousine ihn der Xenophobie gestraft.
Was auch immer auf der Ebene dieser Individuen kommuniziert wird, so ist doch nur das grössere, gesellschaftliche Bild von wirklicher Relevanz. Im politwissenschaftlichen Dreieck ist ein Abgleiten in das totalitäre Feld festzustellen, welches mit der Unfähigkeit unserer Spezies zu begründen ist, ein globale Organisationsform zu finden. Anstatt in einem neuen, grösseren, gemeinsamen Verband aufzugehen, schrecken wir zurück in nationalstaatliche und rassistische Zustände des 19. Jahrhunderts.
Egal ob Donald Trump in den USA, Theresa Mae in Großbritannien oder Frauke Petry in Deutschland. All diese Politiker verkörpern genauso wie Sebastian Kurz und seine deutschnationalen Söldner in ihren jeweiligen Gesellschaften unsere Unfähigkeit unsere Energie als Spezies einem gemeinsamen Ziel unterzuordnen.
Wo doch nichts einfacher als das wäre. Denkt man. Klimawandel und Umweltzerstörungen geben doch Betätigungsfeld genug. Dokumentationen wie Before the Flood, Plastic Ocean oder Tomorrow sagen doch alles was es zu sagen gibt.
Das Volk schreit aber nach einem Führer und einem Propagandaminister der ihm sagt was zu tun ist. Was heute im Politjargon Innenminister genannt wird, wurde in einer dunklen Zeit des 20. Jahrhundert Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda geheissen. Und ebenso wie damals wird anstatt der Botschaft der Liebe und der Vergebung die Saat des Hasses und der Rache gesät.
Wer diese Parallelen nicht sieht, dem sei schlicht die Lektüre der Wikipedia Seiten von Herbert Kickl und Joseph Goebbels angeraten, um sich selbst eine Meinung zu bilden. Früh zu erkennender Ausländerhass, Rednerschreiber für die Führer ihrer Zeit, Kommunikations- und Propagandachefs ihrer Parteien und schließlich Völker einen sie wie Brüder der Destruktivität.