Kurt Schuschnigg zog 1927 als damals 29 Jähriger in den Nationalrat ein und wurde 1934 als 36 Jähriger Bundeskanzler der Republik. Nicht nur die Jugend und der Haarschnitt eint Schuschnigg und Kurz, sondern vor allem die gesellschaftliche Metaebene, die beide an die Spitze dieses kleinen und mittlerweile global so unbedeutenden Staates kommen läßt. Denn soviel sie wohl beide in ihren aufgeblasenen Egos ihre Person dafür verantwortlichen machen woll(t)en, so wenig ist bzw war es diese. Genauso wie Schuschnigg damals so wird Kurz derzeit wie Strandgut einer brodelnden See an die politische Küste gespült. Es ist die See einer sozial zerberstenden Gesellschaft, die jene Bestandteile nach oben trägt, welche den verunsicherten Individuen in ihrer Schwarmdummheit vorzugaukeln vermag, dass deren Vitalität und Aggression einen Weg aus dem allgemeinen Chaos zeigt.
Die große Depression, welche 1929 in den USA begann und sich sodann auf die gesamte zumindest westliche Welt erstreckte ist eine geschichtliche Analogie der 2008 eingeschlagenen GFC. Manche Zeitgenossen, denen der Geist zu derartigen longitudinalen Vergleichen fehlt, meinen die euphemistischen Zahlen, welche uns die mediale Gehirnwäsche glauben macht, bestätigen, dass die GFC Vergangenheit ist; Autoren wie der französische Ökonom Thomas Piketty in Captial in the 21st Century und der amerikanische Unternehmer Martin Ford in The Rise of Robots – Technology and the Threat of a Jobless Future belegen jedoch, dass wir uns nur in einem Zeitfenster auf einer länger andauernden geschichtlichen Bewegung befinden, deren Ausgang derselbe sein wird wie vor beinahe 80 Jahren, wenn wir mit denselben Mitteln agieren wie zuvor.
Das kakanische Boulevardblatt Krone schreibt heute, dass Sebastian Kurz härtere Strafen bei Gewaltdelikten fordert. Justizminister Kurt Schuschnigg wurde 1933 zusätzlich Unterrichtsminister, und kurz darauf wurde die 1920 abgeschaffte Todesstrafe auf sein Betreiben hin mit dem Standrecht vom 11. November 1933 wieder eingeführt. Eine Gesellschaft die mehr bestraft und kritisiert denn lobt und würdigt, eine Gesellschaft die mehr ausschließt und sich gegenseitig neidet denn integriert und einander schenkt, bekommt jene Führung, die ihre im gros gelebten Werte am besten verkörpert.
Kurt Schuschnigg und sein Nachfolger Adolf Hitler sind daher ebenso wie Sebastian Kurz und sein noch nicht bekannter Schatten nichts weiter als die regionale machtpolitische Manifestation einer ins dünkelste Mittelalter abgesunkenen Menschheit, welche die Leitgedanken der Antike, der Renaissance und des Enlightenment vergessen hat: Fortschritt kommt von kritischer Mündigkeit des Einzelnen und gemeinsamem Streben nach Verbesserung des Status quo.