Aber was ändert dies an der Allgemeinsituation? Aus Oberösterreich höre ich, dass das alte völlig funktionsfähige Stadion einer neuen EUR 60 mio Raiffeisen Arena weichen muss. Fußball als Priorität in Zeiten der Klimakrise, mitgetragen und finanziert von den Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt in einem der reichsten Länder der Welt. Im Radio wird ein Skirennen ohne Zuschauer übertragen. Alpiner Leistungssport in Zeiten von Covid-19, mitgetragen und finanziert von Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft und Industrie. Sehe nur ich diesen Systemfehler?
Freitagnachmittag bat mich mein verspielter Sohn, in eine Skulptur im Hammerpark einzutreten. Diese nach oben offene Metall-Halbkugel gedenkt 13 Widerstandskämpfern, die gegen Ende des Krieges mitten in St. Pölten von der Wehrmacht exekutiert wurden. Ich folgte Isak durch den Schlitz in das Innere der Skulptur und drehte mich mit ihm einmal um mich selbst, um die Namen der Ermordeten zu lesen. Welch ein Wahnsinn. 13 Leben von Mitmenschen ausgelöscht, weil sie für eine bessere Zukunft gekämpft haben und erkannten, dass nicht die Feindnationen, sondern das eigene System das Problem ist.
Als ich aus der Skulptur wieder ins Freie trete, meine Füße den Rasen spüren und meine Augen die kahlen Bäume sehen, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Kulturen sind Schwungräder, denen sich nur wenige bewusst widersetzen, wenn sie in die falsche Richtung schwingen. Die meisten Mitglieder einer Gesellschaft laufen mit und wählen den Weg des geringsten Widerstandes. Was das eugenics movement im 19. Jahrhundert begann und im Grauen des Holocausts mündete wiederholt sich in diesen Dekaden im globalen Ausmaß in Form den Klimawandels. Anstatt bestimmte Ethnien vorsätzlich zu eliminieren, wird es von den Entscheidungsträgern der reichen Länder in Kauf genommen, dass ökonomisch prekäre Gesellschaften im Chaos versinken. Menschen sterben und unser aller Lebensgrundlage, Mutter Erde, wird weiterhin zerstört.