dark matter essay
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East is east, GB 1999, 96 min, R: Damien O´Donnell, B: Ayub Khan-Din
 
George Khan kam 1937 aus Pakistan ohne Gepäck nach  England, heute, 1971, hat er sein eigenes Geschäft in Manchester, ist verheiratet mit der Engländerin Ella und stolzer Vater von sieben Kindern. Er hat es geschafft, sich in einer fremden Umgebung eine Existenz aufzubauen, und doch scheint die Umgebung nicht zu ihm zu passen oder er nicht zur Umgebung.
George ist Moslem und lebt unter Katholiken, seine Kinder, nämlich Nazir, Tariq, Abdul, Maneer, der meist Gandhi genannt wird, weil er als einziger eifriger Koranschüler ist, Tochter Meenah und den kleine Sajid möchte er zu Moslems erziehen,  diese nehmen aber heimlich an christlichen Festen teil. Georges Muttersprache ist Urdu, die seiner Kinder Englisch,  das er noch immer mit starkem Akzent spricht. George ist seinen pakistanischen Traditionen verbunden, seine Frau ist Engländerin, seine Kinder sind im England der Sixties  aufgewachsen. George ist ein Patriarch, seine Familie will ihm aber nicht mehr gehorchen.
 
George und Ella stehen täglich in ihrer Frittenbude „George´s English Chippy“,  um die neunköpfige Familie zu ernähren. Ihr gesamtes Leben spielt sich in der Umgebung dieses Ladens, der in einem typischen englischen Arbeiterviertel gelegen ist, ab. Der Tradition entsprechend wird Nazir, der Älteste, mit einer Pakistani verlobt, die er erst bei der Vermählung sehen darf. Im festlichen Gewand, mit einem Schleier die Augen verdeckt, wartet er unruhig vor der pakistanischen Gemeinde auf seine Braut, die ebenfalls verschleiert den Raum betritt und neben ihm Platz nimmt. Die Scheuklappen der beiden werden entfernt und dem Gesichtsausdruck Nazirs ist zu entnehmen, daß sich seine Unruhe ins Unermessliche gesteigert hat. Er steht auf, entschuldigt sich zerfahren beim Vater und verlässt die Hochzeit. Somit bricht Nazir als erster mit seiner pakistanischen Identität und widersetzt sich als erster den Befehlen seines Vaters. Dieser erklärt seinen Ältesten von nun an für tot und versteht nicht, warum ihm sein Sohn eine derartige Schande angetan hat.
Doch Nazir war erst der Anfang. Nach kurzer Zeit unterbreitet der Mullah der islamischen Gemeinde George die Möglichkeit, er könne eine neue Hochzeit für zwei weitere Söhne organisieren. Im Glauben, es handle sich um einen Familienausflug, begeben sich die nunmehr acht Khans nach Bradford, einer Kleinstadt zwischen Manchester und Leeds, in der eine starke pakistanische Minderheit lebt, die nicht bei allen Sympathie erweckt, ist doch schon auf dem Ortsschild Bradistan über Bradford drübergekritzelt. Alle glauben, es handle sich um einen Familienausflug, nur George weiß, daß er in Bradford den zukünftigen Schwiegervater seiner Söhne treffen wird. Im Kreise anderer Patriarchen wird über den Feind Indien diskutiert, man meint einer konspirativen Versammlung von pakistanischen Nationalisten beizuwohnen, und schließlich kommt der neue Schwiegervater. Photos der Kinder werden ausgetauscht, zwei abrundhäßliche Bräute stehen ins Haus, doch Tradition ist Tradition, die Hochzeit wird vereinbart.
Sajid, der Jüngste und das schwächste Glied in der Familienkette, immer in einen Anorak gekleidet, den Kopf unter einer übergroßen Kaputze versteckt und darum irgendwie an Kenny von Southpark erinnernd, belauscht zufällig das Gespräch seiner Eltern, in dem George Ella erklärt, er habe Tariq und Abdul verlobt und beichtet dieses Geheimnis seinen Geschwistern als er wiedereinmal in einer Zwangslage steckt. Tariq, der sich nicht mehr den Befehlen seines Vaters unterwerfen will, zerstört daraufhin wütend die bereits gekaufte Hochzeitstracht und packt seine Sachen, um wegzugehen. Das neuerliche Widersetzen unterminiert Georges Macht dermaßen, daß dieser in seiner Verzweiflung ab nun  seinen Willen mit Brachialgewalt durchzusetzen versucht. Die anfängliche Multikuti-Harmonie wird langsam durch soziokulturelle Zwänge aufgelöst und endet hier in eine brutale familiäre Auseinandersetzung. Eine Wandlung, die beinahe jede der zahlreichen komischen Szenen mit einem bitteren Beigeschmack sofort vollzieht.
 
Das autobiographisch erscheinende Drehbuch von Ayub Khan-Din erzählt anhand der Familie Khan vom Zusammenstoßen zweier Kulturen auf engstem Raum, im kleinsten soziologischen Umfeld: der Familie. Und darüber hinaus von den Problemen im nächstgrößeren Umfeld: der Nachbarschaft, der Heimatstadt der Khans. Viele der zwei Millionen Einwanderer aus dem englischen Commonwealth werden sich direkt betroffen fühlen, wir sind jedoch alle betroffen, da Damien O´Donnell´s Film kein anderes Thema als die Toleranz und Akzeptanz anderer Menschen behandelt. Ob es sich nun um die eigenen Kinder, um den pakistanischen Nachbar oder um Chinesen in Belgrad dreht, ist ja wurscht. East is East bringt dies in einigen Szenen  wunderbar zum Ausdruck. Da ist zum einen das konspirative Treffen von pakistanischen Patriarchen, die selbst in der Fremde lebend, sich über den äußeren Feind Indien als Einheit definieren (man beachte die Aktualität des Kashmir Konfliktes!), oder die Reaktion Georges, als er merkt, daß die Beschneidung des kleinen Sajid von einem aus Indien stammenden Arzt vorgenommen wurde. Die verstärkte, manchmal fanatische Pflege alter Traditionen im Ausland wird prägnant geschildert, als George, nachdem man Meenah gefragt hat, warum sie denn einen Sari trage, sagt, auch in Pakistan würden die Frauen schon zu modern sein.
Damien O´Donnell´s Regiedebüt nach dem Drehbuch von Ayub Khan-Din ist definitiv ein interessanter und äußerst sehenswerter Beitrag des britischen Kinos.
 

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